Walter Junger

Mein „Dürer“ - Projekt

zurück Details

projekt „rhinocerus“

Hier beginnt die Dokumentation über die Entstehung eines besonderen Metallobjektes

Mein „Dürer“ - Projekt

Walter Junger
Rhinozeros

A uf Grund meiner außerordentlich großen Wertschätzung für Albrecht Dürer entstand bei mir die Idee, ein Kunstwerk zu schaffen, das diesem großen Künstler gerecht werden sollte. Meine Intention war aber nicht eines seiner Werke zu kopieren oder mich gar an ihm zu messen. Ich wollte etwas Eigenständiges machen und Albrecht Dürer gab den Anstoß dazu.
Ich habe ein Medium gewählt, in dem Dürer sich nicht versucht hatte und das ist die Metallplastik. Nach einigen kleineren Arbeiten fasste ich nun den Entschluss seinen Holzschnitt „Rhinocerus“ als Vorlage für meine, größere Arbeit zu nehmen.

Das Reizvolle an diesem Projekt war unzweifelhaft die Umsetzung einer zweidimensionalen Darstellung in einen Körper. Dabei war die Grundplanung und Festlegung der Abmessungen einigermaßen schwierig. Gutes Formengefühl war gefragt um den wuchtigen Leib des Tieres der Abbildung gemäß zu „konstruieren“ und dann in Metall so zu formen.

Die vielen Monate der Entstehung empfand ich keineswegs als „Arbeit“, im Gegenteil, es machte mir immer mehr und mehr Freude bei diesem Projekt weiter voran zu kommen. Der künstlerische Anspruch meiner Arbeit schließt somit an Dürer an und führt die Idee in meinem zeitgenössischen Sinne weiter. 1996 – 1997

Im Jahre 1515 hatten portugiesische Seefahrer das erste Nashorn und einen indischen Elefanten nach Lissabon gebracht. König Manuel I. der Glückliche von Portugal schenkte beide Tiere Papst Leo X. Doch nur der Elefant, der später von Raffael gemalt worden ist, erreichte Rom; das Schiff mit dem Rhinozeros erlitt Schiffbruch und versank mit dem seltenen Tier im Mittelmeer.
Ein überlieferter Text erzählt von einem Zweikampf zwischen den Tieren, den man am Hofe des Königs veranstaltet habe, bei dem das Nashorn Sieger geblieben sei. Seither galt das Rhinozeros als das stärkste und mutigste Tier, da vor ihm sogar der wesentlich größere Elefant die Flucht ergriff.
Woher Dürer die sehr getreue Darstellung des Tieres und den Bericht über das Duell der Tiere erhalten hat ist unbekannt.
(Fedja Anzelewsky. Dürer – Werk und Wirkung)

Walter Junger
Rhinozeros

D ie große Herausforderung war zweifellos den Leib des Tieres in der richtigen Dimension herzustellen. Nachdem ja nur eine zweidimensionale Darstellung von Dürer existiert, musste ich in langwieriger Arbeit die für mich ästhetische Form generieren.

Das nahm viel Zeit in Anspruch, war es doch wichtig, dass das spätere Erscheinungsbild dem vorhandenem Original so genau wie möglich entsprechen sollte. Von der Planung bis zur Fertigstellung vergingen viele Monate, dh. das Rhinozeros entstand im Zeitraum eines ganzen Jahres. Das Objekt ist ca. 58cm lang, 27cm dick und die Höhe beträgt 35cm.

Es besteht ausschließlich aus Stahl und wurde fast zur Gänze kalt bearbeitet und erreichte schließlich ein Gewicht von 14kg. Nun war es geschafft und die mir selbst gestellte Aufgabe ist erfüllt. Ich denke an die vielen ungezählten Hammerschläge, die nötig waren um dieses Rhinozeros zu formen.

Dabei erfüllt mich ein schönes Gefühl der Zufriedenheit - auch heute noch. … und wenn man genau hinsieht, so scheint das „ .. sollich lebendig Thier, das des Hellfandts Todtfeyndt ist …“ auf einmal fast zu lächeln.

Oberndorf, im September 1997